Donnerstag, 1. September 2011

Statt Schnittblumen im September

Veilchen



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Das Veilchen
 Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzig's Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.

"Ach!" denkt das Veilchen, "wär' ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!"

Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut' sich noch:
"Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch."

Johann Wofgang von Goethe


2 Kommentare:

  1. Ich finde die Stelle "Ach, nur ein kleines Weilchen" so herzzereißend schön! Meine Freundin K. findet das Gedicht aber frauenfeindlich und das Veilchen masochistisch. Aber die ist immer so komisch!

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  2. In meinem Poesiealbum steht: Sei wie das Veilchen im Moose: sittsam, bescheiden und rein! Und was lese ich hier?! Und dann noch von Goethe!!!

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