Sonntag, 4. Dezember 2011

Ein Barbarazweig für Hannah Arendt



Hannah Arendt (* 14. Oktober 1906 in Linden; † 4. Dezember 1975 in New York)



New York, Weihnachten 1960

Mary, Darling -

das Halstuch ist so atemberaubend schön, daß ich gar nicht weiß, wie ich Dir sagen soll: Das solltest Du nicht tun. Was trotzdem die nackte Wahrheit ist! Oh Mary, wie ich mir wünschte, Du wärest hier, und wie ich dieses Briefeschreiben satt habe. Letzte Woche, oder so, hatte ich das vage Gefühl, Du könntest plötzlich in der Tür stehen. Dann kam Dein Geschenk, und ich zog ein anderes Kleid an, um es auszuprobieren. Es ist einfach prachtvoll, fast zu schön für den bloßen Gebrauch. Trotzdem - noch besser wäre es gewesen, wenn Du in der Tür gestanden hättest.

via "Im Vertrauen", Briefwechsel Hannah Arendt & Mary McCarthy


Mary Mcarthys Abschiedsrede "Saying Good-Bye to Hannah", die in The New York Review of Books veröffentlicht wurde, war bemerkenswert, weil sie Hannah Arendt in Fleisch und Blut noch einmal ganz lebendig werden ließ. Vor den Hunderten von Trauergästen sprach McCarthy von einer Frau, die vielleicht nur wenige gesehen hatten: "Bezaubernd, verführerisch, weiblich, ihre Augen so glänzend und funkelnd, sternengleich, wenn sie glücklich oder erregt war, aber auch tief, dunkel, entrückt, stille Wasser der Innerlichkeit."
ebenda 


2 Kommentare:

  1. Mit den beiden wäre ich sehr gerne befreundet gewesen - nein,anders gesagt: mit den beiden fühle ich mich befreundet <3

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  2. Wunderschöne Zitate aus diesem tollen Buch. Danke!

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