Sonntag, 18. Dezember 2011

Ponchos, Perlen, Posamenten


Ein Kaufhaus auf Zeit öffnet in Pausin und zeigt schöne Dinge

(Anmerkung von Penelope: Wer in der Nähe ist, sollte sich dies Weihnachtskaufhaus nicht entgehen lassen *~*)

 

Global und Pfaff – die Nähmaschinen stehen ein bisschen für die beiden Seiten, die Annette Venters Schneiderkunst ausmachen: die elektrische neue Maschine weist auf ihre klare Ästhetik, das alte schmiedeeiserne Gerät spricht für ihren Traditionssinn. Sie sammelt alte Knöpfe, Spitzen, Borten und gibt ihnen in neuen Kleidungsstücken ein zweites Leben.
Am Wochenende stellt sich die Schneiderin in Pausin auf besondere Weise vor: Sie öffnet das imposante Dachgeschoss des alten Stalls für einen Weihnachtsmarkt. „Das kleine Kaufhaus“ haben sie und ihre Gäste die Aktion genannt. Die Idee dazu kam Annette Venter im Gespräch mit Sabine Waldner. Die in Falkensee lebende Schmuckgestalterin kommt mit ihrem Glasperlenschmuck. Die Buchhandlung Seitenblick aus Konradshöh stellt sich mit Gedrucktem vor. Melanie Tittel ist Floristin, die Pausinerin hat einiges für den Weihnachtsmarkt vorbereitet. Advents- und Schreibartikel bringt Mike Dietel aus Perwenitz mit. 

   Clara Placer fertigt Textilien, die an ihre südamerikanische Heimat erinnern: Ponchos, Mützen und Tullmas, das sind heiter anmutende Bommeln, mit denen Zöpfe geschmückt werden können. Die Stilfactorei, die mit mediterraner Wohnart sonst nur im Internet agiert und in Pausin ein Lager hat, stellt sich im alten Stall von Annette Venter mal ganz dinglich vor. Und die Gastgeberin selbst ist mit Stücken aus ihrer Schneiderwerkstatt zu sehen.
Zum Schneidern ist die gebürtige Hannoveranerin über einen Umweg gekommen. Kleider mochte sie schon immer, hat sich als Kind gern verkleidet, aber erst einmal lernte sie in einer Baumschule, wollte Garten- und Landschaftsbau studieren. Doch das Praktikum in einer Schneiderei brachte sie auf einen anderen Weg. „Wir haben dort schöne Sachen genäht“, schwärmt sie noch heute, „aus feinster Seide und feinstem Tuch entstanden Kleider für den Wiener Opernball.“ Sie entschloss sich zu einer zweiten Lehre, wurde Schneiderin, arbeitete in einer Musterschneiderei, in der Industrie, in einem Brautmodeladen. Da hatte es die zweifache Mutter schon ins Havelland verschlagen.
Erst wohnte sie in Perwenitz, wo ihre Schwester, die Malerin Gudrun Venter lebt, dann zog sie nach Pausin in ein altes Mittelflurhaus am Dorfanger. Hier machte sie sich schließlich mit einem Atelier selbstständig. „Immer mehr Leute sind nicht mehr in der Lage, sich einen Knopf anzunähen, können nicht mal einen Faden einfädeln“, beschreibt Annette Venter ihre Beobachtung. Sie beherrscht das alte Handwerk, bessert Sachen aus, schneidert nach Wünschen der Kunden und entwirft eigene Modelle, die klassisch und unaufgesetzt elegant sind. Die fasst sie als „Walkmode“ zusammen. Dafür verwendet sie Wollstoffe, die gewalkt sind, die durch die Behandlung mit Wasserdampf verdichten und in ihrer geschmeidigen Festigkeit an Filz erinnern. In klaren und harmonischen Formen sind die Jacken geschnitten. Der Clou ist die Schließvorrichtung: besondere Knöpfe oder Posamenten.










„Das kleine Kaufhaus“ in Pausin, Am Anger 5, heute von 17 bis 20 Uhr, es spielen Kaspar & Jonathan, Sonnabend und Sonntag 11 bis 17 Uhr, Sonntag ab 12 Uhr Musik mit dem Duo 2 Bars. (Von Marlies Schnaibel)

2 Kommentare:

  1. Oooh, wie wunderschön!!! Leider bin ich gar nicht in der Nähe - kann man irgendwie Kontakt herstellen?

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  2. Tolle Idee für einen Ort auf dem Lande...

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